Lieder und Balladen 1

Sophie Fleischhauer

1925

written under the name Sophie Kindt-Wieber


 INHALTSVERZEICHNIS 
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Gebet
Du, dessen unverh�lltes Angesicht ich nie erschaute,
Von dem sie sagen, da� er war, eh noch der Himmel blaute,
Du Oftgeahnter, den ich nimmer ganz erblickte,
Dess' Wesen tr�umend nur mein Herz zusammenst�ckte,
Zum Mosaikbild aus den Splittern meines eignen Seins,
Verschleiert bist du mir, und dennoch bitt' ich dich um Eins:

Wenn Du mich schufest, senkten deine H�nde
Mir in die Brust dies Herz, das ohne Ende
Mit hei�en St��en Flammen mir und rote Fluten
Durch alle Adern treibt im B�sen wie im Guten -,
Wenn du mich schufst, bist du's, der mir dies Herz gegeben,
Das nimmer m�de wird, den Lobgesang auf Licht und Leben,
Auf Kraft und Sch�nheit in bewegter Brust zu schlagen -,
Wenn du mich schufst, so �ffne meine Lippen, da� ich sagen
Und singen kann, bis in den Herzen Aller meine Flammen brennen !
Gib mir dies Lied ! Und freudig will ich Sch�pfer dich und Vater nennen !


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*Warum


Kindschaft
Allvater, der das Licht der Nacht verkehrt,
Und nach der Ncht den Morgen l�sset grauen,
Gib, da� ich, ob auch Schuld mein Herz beschwert,
Dir m�ge klar, ein Kind, in Vateraugen schauen.

Du meine Sonne, ich dein ausgesandter Strahl!
Du hei�est mich, durch Zeit und Welten ziehen;
Du Quelle meines Leuchtens, lass' aus Nacht und Qual
Mich stets zu deiner G�te wieder fliehen.

Oft mag ich irren. Doch dieGnade gib,
Wenn mir der Fu� auf dunklem Steg will gleiten,
La� es mich f�hlen, da� dein Kind ich dennoch blieb,
La� mich nach dir, nach Menschen nicht, die Arme breiten!


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Unbeschriebene Bl�tter
Ihr, meiner Harfe traumgebundne Saiten,
Ihr Rosen, unerweckt zu Duft und Leben!
Sagt, wollt ihr k�nftig k�nden tiefes Leiden?
Wollt ihr das Hohelied des Gl�cks erheben?

Ihr Saiten, t�net Lieb und Leiden gleicherma�en!
Ihr Rosen bl�het wei� und pupurschwer!
Erwacht zum Leben! Kr�nzet meine Stra�en!
Seid mir Geleiter hin zu des Vergessens Meer!


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*Sturmv�gel


Lied
Herr, gib mir wei�e Schwingen,
Zu schweben himmelw�rts!
La� Lied um Lied mich singen,
Nun freudenreich mein Herz!

In Nacht und Trauergr�nden
Hat mich dein Licht gek��t,
Nun la� im Lied mich k�nden,
Wie du allg�tig bist!


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Sehnen
Mein Sehnen flog, ein wei�er Schwan,
Aus meines Wesens Grenzen,
Sah' in der Ferne goldnem Wahn
Der Liebe Lande gl�nzen.

Der Weg war weit, es sank der Tag,
Die fernen Lichter verglommen,
Da ist mit mattem Fl�gelschlag
Mein Sehnen heimgekommen.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Hebt es die Schwingen einst aufs Neu,
Geht nicht sein Weg nach M�rchenreichen,
Es fliegt zum nahen Land der Treu,
Wo Gl�ck und Ruh die Hand sich reichen.


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Minnelied
Ein Liedlein wollt ich singen
Wohl von der Liebe mein,
Doch keines will recht gelingen,
Sie t�nen matt und klein.

Mein Lieben war ein Gl�hen,
War hei� wie W�stenhauch,
War ein holdselig Bl�hen
Am Heckenrosenstrauch!

Mein Lieben schritt gar pr�chtig
Einher im K�nigskleid,
War zierlich doch und schm�chtig
Wie eine blutjunge Maid.

Mein Lieben war ein Weinen,
So weint in tiefer Nacht
Der Wald bei Mondes Scheinen
Vor Seligkeit und Pracht.

Ein Jauchzen war mein Lieben
Wie j�her Fr�hlingssturm,
Wie Glockenton, getrieben
Weit �bers Land vom Turm.

Es drang in Ewigkeiten
Wie lohender Weltenbrand,
Und barg sich doch still und bescheiden
In deiner geliebten Hand.


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*Nachtlied


*Dein Leid


Sterne und Linde
Es schwebt in sch�nem Schweigen
Am dunklen Firmament
Der Sterne goldner Reigen,
Der Raum und Zeit nicht kennt.

Wie gr��t in hohe Fernen
So mancher Erdenblick,
Doch von den stillen Sternen
Kommt Antwort nie zur�ck.

Sie ruhen und sie gleiten
Dahin in ewger Lust,
Und ahnen nicht das Leiden,
Das Gl�ck der Menschenbrust.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Da tr�umt im Abendwinde
Und fl�stert leis und traut
Am Wiesenzaun die Linde,
Die einst ein Gl�ck erschaut.

Wohl sahens auch die Sterne,
Sie hatten sein nicht acht,
Die Linde hat so gerne
Den Liebestraum bewacht.

Und stehen gleich die �ste
Im Froste kahl und klamm -
Es tr�umt vom Fr�hlingsfeste
Das Herz im Lindenstamm.


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Vorfr�hling
Dem wird ein wunderlich Genie�en,
Das selig Herz und Sinn berauscht,
Der, eh noch alle Bl�ten sprie�en,
Den schlummertrunknen Lenz belauscht.

Noch huscht es leicht in wei�en Flocken
Dahin durch herben M�rzenhauch,
Doch goldne Sonnenstrahlen locken
Und kosen um den kahlen Strauch.

Die Amsel sch�ttelt das Gefieder,
Probiert ein sch�chtern Trillerlein,
Dann aber schweigt sie lieber wieder,
Es scheint doch noch zu fr�h zu sein!

Nur Weidenk�tzchen, pelzgem�ntelt,
Verlie� sein sch�tzend Winternest,
Von lustgen Bienen sch�n umt�ndelt,
Begehts ein fr�hes Osterfest.


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Hinaus!
Meine Mutter ist eine Pfarrfrau gut,
Mein Vater ein ernsthafter Mann,
Von wem nur stammt das Zigeunerblut,
Da� ich ruhen und rasten nicht kann?

Und singt mir der Buchfink am Fenster vorbei,
Dann bleib, wer da mag, still im Haus!
Ich mu� wie der Vogel lustig und frei
Und fliegend ins Weite hinaus!

Dann bin ich ein S�nger und suche, wo blau
Die Blume der Wunder erbl�ht,
Dann sing ich der m�rchenverhei�enden Frau,
Der Ferne, mein sehns�chtig Lied!


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Mai
Nun zog der Mai ins Herz mir ein
Mit Lust und Vogelsingen!
Verflogen sind im Sonnenschein
Die tr�ben Wintermelodein,
Die mir den Sinn umfingen.

Und selig singt mein junges Blut,
F�rbt purpurn Lipp und Wangen!
Die Welt ist sch�n, die Welt ist gut,
Und gottgeschenkt die Freudenglut!
La� Leben dich umfangen!


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Gute Tage!
Wehe, sprach das M�dchen schweren Mutes,
Weh um den verlornen grauen Tag,
Da ich nicht im Jubel meines jungen Blutes
Nur ein St�ndlein an des Liebsten Herze lag.

Wie die Nebel drau�en spinnend schleichen,
Also gehen trauernd die Gedanken mein,
Meiner Lippen Rot wird bald verbleichen,
Wie im Nebel bleicht der lieben Sonne Schein.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Kommt der Bursch mit Lachen hergegangen,
Hat die klagevollen Lippen rotgek��t:
Wohl den Tagen, die dein hei� Verlangen
Nach mir weckten, weil - du mich vermi�t!


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*Blinder Musikant


D�mmerstunde
Der Sonntag schwebt, des Erdentreibens m�de,
Auf sanften Glockenschwingen himmelan
In Bl�ue der Unendlichkeit, da Friede
Und Harmonie der Wanderer empfahn.

Leis in den Kronen hoher B�ume,
Geheimes raunend, kost der Abendwind,
Gleich violetten Schleiern sinken Tr�ume,
Die Boten seliger Gefilde sind.

In stillen Stuben weiten sich die W�nde,
Die Schranken fallen, die den Blick gebunden,
Im Scho�e ruhen matt noch leuchtend H�nde - -
Hoch oben ward ein Sternendiadem gewunden.

Da pocht an d�mmerungsversunkne
Herzt�ren hei�en Blutes Lauf,
Und Phantasie schl�gt wundertrunkne,
Sehns�chtge Augen strahlend auf - - .


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*Abendm�rchen


Herbst
Durch Mondenschein und Abendtau
Geht �ber schlummernde Wiesen
Die sch�ne, verschleierte Nebelfrau,
Auf zarten, schlohwei�en F��en.

Der Rosenstrauch am Waldesrand
H�lt ihren Blick gefangen,
D'rin leuchtet wie Rubinenbrand,
Der Hagebutten Prangen.

Ein Spinnlein wand sich Netze fein,
Zu m�rchensanften Bogen,
Die sind im hellen Mondenschein
Von Ast zu Ast gezogen.

Der Nebelfrau wei�e Hand umspielt
Den Dornenstrauch in traurigem Kosen:
Als mich in den Armen der Sommer hielt
Da trugst Du duftende Rosen. -

Und in dem n�chtlich stillen Grund,
Da schauern die Str�ucher und bangen,
Die Nebelfrau singt mit blassem Mund:
?Mein Liebster ist von mir gegangen - ?.


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Herbstabend
Nun gleiten vom schweigenden nahen Wald
Herbstschauer und Abendschatten - -
Fl�stern: Bald!
Bald m��t ihr trauern, ihr bunten Rabatten.
Das ist euer allerletzter Flor,
Der dem wundersuchenden Wandrer heut winkt,
Wenn sein Blick durch das feingeschmiedete Tor
Des Hauses schimmernde Wei�e trinkt,
Die, ein M�rchen, aus gr�nem Dunkel lockt.
Sehns�chte rufen,
Nun sp�te Rosen, in deren D�ften der Atem stockt
Sich kr�nzend neigen vor marmornen Stufen - -
Wo sind die schmalen F��e, die dr�ber gingen?
Die Gew�nder die sich in den Rosenranken
Spielend verfingen?
Die Augen, die Sommersch�ne tranken,
Wo sind sie nun?
Ob sie unter ergrauten Wimpern im langen
Ewigen Schlafe ruhn?
- - - - - - - - - - -
Und die Nacht kommt gegangen.
Aus W�ldern und Tau hebt sacht
Sich und silbern der wissende Mond.
Da erwacht,
Was im Herzen des wei�en tr�umenden Hauses wohnt.
Da gleiten z�rtlich im Silberlicht
Sch�ne H�nde, Tasten erschimmern, - -
Um ein gesenktes Angesicht
Silberne Locken weben und flimmern - - -
Doch von den wei�en Fingern, da tropft es wie Blut
In dunkle sehns�chtige Melodieen,
Vergangener Tage und N�chte Glut,
Liebe die Himmel geschenkt, und H�llen verziehen - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Dunkel und still nun Garten und Land,
In herbstliche Schauer und Schatten geh�llt - -
Nur das wei�e Haus
Leuchtet hinaus,
Ein kristallner Pokal, bis zum t�nenden Rand
Mit warmem rinnendem Herzblut gef�llt.


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*Hoffnung


Alltag
Hin durch die Jahre wandert mir zur Seite
Ein stiller Knab, hab seiner nie geachtet,
Der bei mir ging im schlichten grauen Kleide,
Nach goldnen Fernen nur hat stets mein Blick getrachtet.

Ins Auge hab ich heut dem stillen Freund geblickt,
Da hie� mein Herz mich, meinen Alltag k�ssen - -
Hab goldne F�den in sein grau Gewand gestickt,
Mit Rosen kr�nzt' ich ihn, und hab ihn lieben m�ssen!


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Erhebung
La� dich von Liebe, Freundschaft, Heimat, Kunst
Zu der Erhebung h�chstem Gipfel rei�en,
Fernab der Niederungen dumpfem Dunst,
Hinauf, wo ewge Sterne ewge Sch�nheit preisen!

Auf deiner Sehnsucht schwanenwei�em Fl�gel
Durchmesse frei die R�ume der Unendlichkeit!
Empfange als der Gottesn�he hehres Siegel
Um deine Stirn den Glanz der Unverg�nglichkeit.

Doch bleibe Mensch! Und wende g�tig deine Schwingen
Hinab zur Erde, du, der Seligstes empfangen,
Gebundnen Br�dern jener Sph�ren Lied zu singen,
Und Licht zu schenken allen, die im Dunkel bangen.


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Bitte
Ihr alle, die ihr bald hinab und bald hinauf
Mit mir des Lebens gro�e Stra�e zieht,
Tut mir ein wenig nur die Herzenst�ren auf,
Da� ich erschauen mag, was Wundersames drin erbl�ht.

Ein Webeschifflein gab der Sch�pfer meiner Hand
Und hie� mich, allzeit flei�ig damit weben,
Der Sch�nheit ist es zugedacht, das Prachtgewand,
Und eure Herzen sollen mir dazu die Farben geben!


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Leben
Sch�n ist das Leben,
Reich an tausendfachen Reizen!
Ein flie�end Geben,
K�niglich und ohne Geizen,
Ist seine Art!
Du aber klagst,
Da� es, was du erw�nschest, an dir spart - -
Ja! Weil du wagst,
Mit deiner W�nsche Flittergold gleich einer Dirne es zu locken!
Und heilig sollte dir das Leben sein,
Und angebetet, gleich der Frau, vor deren Antlitz deine Pulse stocken!
So du das Leben ehrst, wirst du sein Herrscher sein!
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Die ganze Kraft, den letzten Tropfen Herzblut lege ihm zu F��en,
Dann wird aus r�tseltiefer Augen Strahl Erf�llung dich und Liebe gr��en.

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*Ich wei�


*Unst�


*An die Liebe


Am Abend
Die Uhr tickt fort ohn Rast und Ruh,
Der L�rm der Stra�e schweigt,
Der Ofen brummt den Ba� dazu -
Im Herzen aber geigt
Mein Blut, als obs ein Spielmann sei,
Ein Lied von Lieb und Leide -
Wie singt so s�� die Melodei!
Singt immerzu: ?Wir beide - !?

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Ungewollt
Ich nahm mein Saitenspiel zur Hand,
Ein Lied daraus zu wecken,
Ein Lied vom heil'gen Vaterland,
Ein Lied von Kampf und Recken.

Doch durch den Sommerabend mild
Die Saiten z�rtlich kosen,
Umkr�nzen ein geliebtes Bild
Mit meiner Sehnsucht Rosen.
- - - - - - - -


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Spiegel
In der Font�ne perlendem Strahl,
Der steiget und f�llt,
Spiegelt die Sonne sich tausendmal,
Spiegelt die Welt.

Trinke mein Herz, was an Lust und an Leid
Zieht durch das All!
Spiegle im Lied, was dich schmerzet und freut
Klar wie Kristall.
- - - - - - - -


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Gesang
Du giebst der Lerche Schwingen,
Leihst ihr das Jubellied,
So la� auch mich es singen,
Was rings mein Auge sieht.

Die ewgen Sterne gr��en
Mich hehr vom Firmament,
Zu H�upten mir und F��en
Sch�nheit und Leben brennt.

Im wei�en Feierkleide
Die Lilien strahlend stehn
In purpurroter Freude
Die Rosen bl�hn, verwehn.

Erhaben, starr und pr�chtig
Ragt auf der Felsen Bild!
J�h �bersch�umend m�chtig
Der Strom zum Meere schwillt.

Und leuchten mu� und t�nen
Die Welt, solang sie steht,
Dem Vater alles Sch�nen
Ein brausend Dankgebet!


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Mein Weg
Das ist mein Weg! Ihn mu� ich bis zum Ende gehen
Auf das Gehei� erbarmungsloser Urgewalten,
Gesetzen folgend, die im engen Kreis des eignen Herzens stehen,
Und ewig weiterwirkend Weltenlauf gestalten.

So mu� ich gehn, geschlo�nen Auges wie im Tr�umen,
Verlornen Kl�ngen, fernen Lichtern folgend auf dem dunklen Pfad - .
Von allen Zweigen, die, mich streifend, meine Wallfahrt s�umen,
Ist jeder Einzelne ein Mensch, der meiner Seele naht.

Ob sch�ne Rosen duftend Freude k�nden,
Ob Dornen klammernd mir zerrei�en das Gewand,
Mein wandernd Ich l��t sich nicht an das ihre binden,
Mein Gru� beut Abschied denen an des Pfades Rand.

Das ist mein Weg! Mag ihn Gefahr auch oft umschleichen,
Ich mu� ihn gehn in morgenheller Zuversicht!
Ich wei�. wenn einst der Ungewi�heit Nebel weichen,
Liegt meine Heimat, meines Wanderns hohes Ziel - - im Licht !


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Chrysanthemen
Herbstt�chter ihr in zarten Farben,
Ich liebe euch, die ihr die leergewordnen G�rten schm�ckt,
Die ihr, nun alle gl�hendsch�nen Rosen starben,
An Allerseelen l�chelnd ob vertr�umten Gr�bern nickt.

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Gebunden
Den fessellosen Pulsschlag meiner Leidenschaften
Sucht ihr vergebens in den fr�hlichenGes�ngen,
Die lerchengleich mein Mund ob unsrer Erde Sch�nheit singt!
Weh mir und euch, wenn jene r�tselhaften
Abgr�nde sich erschl�ssen, wenn die sieben Siegel spr�ngen,
Mit denen meines Willens Macht das Ungest�m der Seele zwingt.

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Advent
Geheimes schleiert durch n�chtige Luft,
Wie Kerzenglanz und Tannenduft.
Ein Abendl�uten singt daher,
So ahnungsreich, verhei�ungsschwer.
- - - - - - - - - - - - - - - - - -
Aus dem tiefen Grab der Vergangenheit
Erhebt sich der alten V�ter Zeit - -
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Das Volk des Herrn in Aegypterland,
Feurige Schlangen, W�stenbrand,
Das Volk des Herrn in Babylons Joch,
An den Wassern weinend, gebeugt, und doch,
Und dennoch, ob Schultern und Seelen auch wund,
Das jauchzende Wort aus Prophetenmund:
Aus Isai Stamm erbl�het das Reis,
Der K�nig, der Juda zu f�hren wei�!
- - - - - - - - - - -
Das Volk im Finstern strauchelt nicht,
Ihm strahlt von ferne tr�stendes Licht,
In die Nacht der Versto�enen geht der Schein:
Du Bethlehem, bist du auch arm und klein,
Aus dir soll mir kommen der Herzog, der Hirt,
Der Israel erl�sen wird!
- - - - - - - - - -
Es spricht eine Jungfrau zart und hold,
Herr mir geschehe wie du gewollt - - -
- - - - - - - - - -
Drei K�nige folgen dem hellen Stern,
Der am Himmel brennt als Verhei�ung des Herrn.
Sie wandern, o Seele, nun wandre auch du
Dem lieblichen Wunder von Bethlehem zu.

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Marienlied
Joseph ach die Nacht bricht ein,
Schwere Schatten sinken,
Wund mein Fu� von manchem Stein,
Siehst du nicht mit hellem Schein
Bethlehem schon winken ?

Joseph f�hr mich fest und gut,
M�g' dirs Gott vergelten,
Unter meines Herzens Hut
Schlummert nicht dein Fleisch und Blut,
Doch der Herr der Welten.

Joseph sieh, ein heller Schein
Leuchtet meinen F��en,
H�rst du wie die Engelein
Mich mit ihren Melodein
Wunderselig gr��en?

Joseph lieber Joseph mein,
La� mich dies nur sagen,
Mu�t mein kleines Kindelein,
Mein herzliebes Jesulein
Auf den H�nden tragen.


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Heilige Nacht
Mondschein rankt um Turm und Giebel,
Schm�ckt den Schnee mit Silberflimmer, - -
Glocken locken, und der Bibel
Holde M�r, die nun und nimmer
Ihren Zauber einb��t, schwebet
Vom Altar durch heilge Hallen.

Hoher S�ulen Schaft belebet,
Wandelt sich zur Palme. - Wallen,
Pilgern seh ich zwischen Kl�ften
Fels'ger Berge eine s��e
Zarte Frau; dort in den L�ften
Engelsk�pfe. Und die F��e
Schreiten m�hsam hin zum Ziele.

Bethlehem und Stall und Krippe:
Joseph sch�tzt vor Wind und K�hle
Sacht das Kindlein. Mit der Schippe
In den betefrohen H�nden
Knien die Hirten; K�n'ge nahen,
Engelssang will nimmer enden,
Heil den Heiland zu empfahen. - -

Ist ein R�slein hold entsprungen,
Dort, wo schlanke Palmen rauschen.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Bibelwort und Lied, verklungen!
Beter schieden - , doch es lauschen
Noch im Dunkel hohe W�nde
Auf den Nachhall - . Fensterbogen
Trinken Mondlicht ohne Ende - -
Stille stehn des Alltags Wogen.


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Neues Jahr
Das neue Jahr mag einem jungen K�nig gleichen,
Seht ihr, wie sie ihn in den reichen,
Den purpurfarbnen Mantel ihrer W�nsche kleiden!
Ihr Sehnen ist sein Hermelin! Wie sie die Arme breiten,
Und wie ihr Hosianna seine wolkenlose Stirne kr�nt!
Nicht lange mag es w�hren,
Da rinnen erste Z�hren,
Da bluten erste Wunden,
Da grauen Hassesstunden,
Aus deren Mitte ihm das erste ?Kreuzige!? entgegent�nt.

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Zum neuen Jahr
Nun kreuzt ein neues Jahr, ein neues Hemmnis, deinen Pfad,
Und jenseits liegt dein Ziel, willst du verzagen?
Wirf dich hinein! Das Leben fordert Tat!
Es gibt nur dies: Der Strom wird dich verschlingen oder - tragen!

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Jugend!
Jung, sein hei�t leben!
Kraftvoll und sch�n!
Die Seele heben
Zu freien H�hn!

Jung sein hei�t sch�umen
In brausender Lust - -
Wunder ertr�umen
Zutiefst in der Brust.

Rosen begl�ckend
Am Wegesrand stehn,
Jung sein hei�t pfl�ckend
Die Dornen nicht sehn.

Jung sein hei�t leben,
K�mpfend und gut!
Jung sein hei�t geben
Mit Jauchzen das Blut

Und ruft auch die Heimat
Zum klirrenden Tanz,
Sch�n ist das Sterben
Im Morgenglanz!


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F�rs Vaterland!
Beim Schalle der Trompeten
Schl�gt hoch die junge Brust!
Ein kurz inbr�nstig Beten,
Und dann hinaus mit Lust,
Ein Jauchzen auf den Lippen,
Das Auge fest voraus,
Vorbei an Todesklippen
Zum hei�ersehnten Strau�!
Und bl�hn auf gr�ner Heide
Die Rosen blutig rot,
Es stirbt im Kriegerkleide
Sich leicht der dunkle Tod.

In Kampf und Siegen wacker
Vergie�t sein Blut der Held,
Doch, der daheim den Acker
Mit schwerem Pflug bestellt,
Der graue Alltagspflichten
Mit Kraft und Treu erf�llt,
Den scheltet mir mit nichten!
Denn wo es hei�t und gilt,
Den Kampfesmut zu lenken
In ebner Furchen Bahn,
An stilles Werk nur denken,
Das ruhmlos wird getan,
Da gilts ein hart Bezwingen.
Ob hei� auch sch�umt das Blut!
Ihm soll mein Lied heut klingen,
Der stille Taten tut!


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*Kampf


Zum 18. Januar
Heut liegt es wie Siegesgel�ut in den L�ften!
Gepanzerte Zeiten entsteigen den Gr�ften,
Sie klirren der Kraft und der Freiheit Gru�!
Du Deutscher, Dir klirrt deine Kette am Fu� - !
Und dennoch loht es wie Sonnwendbrand
Durch das Reich: Ein Volk und ein Vaterland!

Ein Saal gr��t her�ber mit spiegelnden W�nden;
In eines eisernen Kanzlers H�nden
Die Krone des Reiches, die lange geruht
Zerborsten, vergessen in Kyffh�users Hut.
Die Not ward zum Schmied, der schwei�te in Flammen
Des Krieges die heilige Krone zusammen.

Und als es vollbracht, ging ihr sieghaftes Gl�nzen
Vom Elsa� bis zu der Ostmark Grenzen!
Und schwarzwei�rote Fahnen flogen
�ber Gletscher und graue Meereswogen!
Ein bl�hend Gefilde im sonnigen Tag
War Deutschland! - Da kam der Hagelschlag:

Wer kann es vergessen?! Vor nunmehr zehn Jahren
Ist ein Glockensturm �ber die Heimat gefahren!
Drein mischten sich Trommeln und Hornsignale,
Es sang auf den H�hen, es klang im Tale:
Ihr Br�der, auf zum deutschen Rhein,
Wir alle wollen H�ter sein!

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Dann - zog an grauen Novembertagen
Ein graues Heer,verraten,zerschlagen
Zur�ck vom Rhein, und die Herzen zerrissen
In Scham und Schmach, und schmerzverbissen
Ging ein Murmeln durch die entehrten Reih'n:
Wir k�nnen nicht mehr H�ter sein - - -

Da ward es Nacht. Der Glanz ist verglommen.
Sie haben uns unser Kleinod genommen!
Die Deutsche Glocke im K�lner Dom
Singt Klage um Klage �ber den Strom.
Auf dem Acker wuchernd die Zwietracht steht!
Ergreifet die Sichel, eh es zu sp�t!

Du, Bruder, fasse des Bruders Hand,
Das Angesicht gen Westen gewandt,
Wo einst die deutsche Sonne gesunken;
Entfacht der Ehre letzten Funken!
Und werdet nicht Knechte der Sklaverei,
Knirscht, schreiet und betet: Herr mach uns frei!

Noch steht das Reich, ein umwetterter Turm,
Ihn schirmt euer Herzblut! Schon hebt sich der Sturm,
Der auf eilendem Fl�gel das Morgenrot bringt!
Und wenns euch tiefinnen nicht dr�hnet und klingt
Wie mit Hammerschl�gen: Zum heiligen Rhein -!
Dann tragt eure Ketten und f�gt euch darein,
Dann seid ihr nicht w�rdig, Deutsche zu sein!


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Der F�hrer
Ein Volk, das tief im Elend irret, f�hrerlos,
Wird in der letzten Stunde seinen Helden sich geb�ren,
Der es erretten kann. Den hat in heilgem Scho�
Der Mutter Leid zu heilgem Ernst gebildet.
Ihn netzen seiner Mutter Heimat bittre Z�hren,
Wenn er an ihrer Brust sich erste Labsal sucht,
Und wenn zum Spiel er sich dann wappnet, schildet,
Hebt er das Holzschwert, gegen den, dem seine Mutter flucht,
Dem ihre schwere Tr�nen ihre Seufzer gelten. -
So zog einst Genoveva sich aus Einsamkeit und Gr�men
Den stolzen Sohn, so wuchs ein Siegfried aus der Mutter Leid.
Drum hoff auch du, mein Volk, auf deinen Helden!
Er wird! Er w�chst! Ob sie dir alles, alles n�hmen!
Er kommt! Er hebt das Schwert f�r dich zu seiner Zeit!

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Zum deutschen Tag
Ihr alle, denen eine Mutter deutsche Wiegenlieder sang,
Reicht euch die Hand in dieser Feierstunde.
Euch allen schl�gt das Herz mit gleichem Klang,
Euch alle brennt die gleiche tiefe Wunde!
Brach liegt der Acker, der die deutsche Ehre trug,
Von schweren Wetterwolken �berdr�ut.
Verrostet und zerbrochen liegt der Pflug,
Die deutsche Kraft, und in den L�ften zieht ein Grabgel�ut.
- - - - - - - - - - -
Und her�ber �ber die blitzenden Wellen
Des heiligen Stromes noch immer das Gellen
Des Hohnes! Aus halbversunkenen Gr�bern steigen
Die Unger�chten! Ein grauer Reigen!
Augen die sich nicht schlie�en k�nnen,
Zerrissene Herzen die bluten und brennen
In Schmach! Und Knabenlippen bleichen,
Sie mu�ten sterben, eh sie noch am reichen
Pokal des Lebens Freude getrunken!
Ihr D�rsten ist mit in das Grab gesunken!
- - - - - - - - - -
Das sind die Bilder, die nicht verblassen,
Als schwerer Alb, auf euren Seelen ruhn,
Die mit so kalter Hand nach euren warmen Herzen fassen,
Die Ketten sind f�r eure W�nsche, euer Tun.
Ihr tragt ja alle das gleiche Leid,
Und euer Hoffen euer Sehnen geht die gleichen Bahnen,
Sagt ist euch nicht, als gr��ten heut aus gro�er Zeit
Euch tr�stend eures Volkes gro�e Ahnen?!
Ihr seid das Volk der ungez�hlten Sagen,
So wi�t ihr auch, wie in der Burg, die manch Jahrhundert �berdauert,
In der Bedr�ngnis allerschwersten Tagen
Die wei�e Frau erscheint, wenn rings die Eulenstunde schauert.
Sie zeigt dem Enkel an verschwiegner Stelle
Den goldnen Hort, damit es seine leeren Truhen f�llt,
Und sie erschlie�t den Schwerbedr�ngten jene klare Quelle
Im Felsgestein, die all ihr D�rsten stillt.
Steigt nicht auch euch in diesen Tagen
Der deutschesten der Frauen Zauberbild empor,
Das Bild der Frau, die einen Dornenreif getragen,
Und dennoch nicht den Glauben an ihr Volk, an ihren Gott verlor!
Ob ihr zuweilen wohl noch jener K�nigin gedenkt
Und ihres Herzeleids! Sie hat in ihrem Sohne
Den R�cher sich und ihrem Volk den Mann geschenkt,
Der siegreich und in Ehren trug die alte Kaiserkrone.
- - - - - - - - - - -
Seid ihr der Ahnen, die euch heute gr��en, wert?
An eurem deutschen Tage pr�fet euch gerecht!
Tragt ihr des deutschen Zornes scharfgeschliffnes Schwert?
Tragt ihr den Strick am Hals gleich dem leibeigenen Knecht??!
Wenn euch nicht jeder Tropfen Blutes in den Adern brennt,
Wenn eure Stirn sich nie in Scham ger�tet,
Dann h�tten besser ehe man euch Deutsche nennt,
Euch eure M�tter in der Wiege schon get�tet
- - - - - - - - - - -
Doch w�hrt die Nacht, doch einmal wird der Morgen grauen
Des wahren deutschen Tags, dann mu� der Ehrenschild,
Das schw�rt euch, deutsche M�nner, deutsche Frauen,
In fleckenloser Reinheit spiegeln dieser Sonne Bild!
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Dann tragt die sturmzerfetzten Fahnen
In heilgem Rachezug nach Welschland tief hinein!
Lebt oder sterbt! Doch zeigt euch w�rdig eurer Ahnen!
Und hebt die goldne Krone aus dem gr�nen Rhein!!!

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Auf alten Wegen (Wetzlar)
Im L�rmen der Stra�e das alte Tor,
Verwittert und grau, ein trutzig ?Halt ein?,
Ein Riese der sein Gewaffen verlor,
Schaut nun tr�umend in das Getriebe hinein.
Und weiter, durch Hasten und jagenden Tag.
Viel steile Stufen zum Dome hinan,
Eine Himmelsleiter, drauf bebenden Schlag
Manch angstvoll beladenes Herze getan.
Ragendes Schiff und ragender Turm!
Eine Burg wilder H�lle und irdische Not!
Ein Fels in der Brandung, ein Banner im Sturm!
Ewige Fackel, die himmelw�rts loht!
Ringsum der H�user beh�biger Kreis
Mit breiten T�ren und d�mmerndem Flur.
Von alten Geschlechtern singt Lob und Preis
Ein Jedes und weist ihres Lebens Spur.
Von Pfeilern ges�umt die alten Treppen,
Mit k�stlich geschnitztem dunklem Gel�nder -
Sie raunen von goldbrokatenen Schleppen,
Von schmalen H�nden und F��en, und B�nder
Und Locken flattern im Zwielicht sacht,
Und fl�stern in jedem alten Haus
Von l�ngst versunkener Zeiten Pracht - -
Doch weit geht der Weg noch. Dort hinaus,
Durch die Gasse, die zwischen G�rten zieht,
Wo Rosen �ber die Mauern nicken.
T�nt aus dem Gartenhaus nicht ein Lied,
Lockts nicht aus den B�schen mit M�dchenblicken?
Das H�uslein dort, der Wallfahrt Ziel!
So zierlich die Stuben und M�belst�cke!
Um, das Spinnettlein tr�umt sanftes Spiel,
Ein Lied von Leide und seligem Gl�cke - -
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Und Dichterliebe lacht und weint
Um der br�utlichen Lotte kleines Haus
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Wenn zauberhell der Vollmond scheint,
Schaut sie selber zum blinkenden Fenster heraus!

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Das alte Gesangbuch
Auf dem Speicher, wo lange B�cherreihen
Von Menschen und Zeiten Zwiesprach halten,
Fand ich das Gesangbuch. Wie mochten die neuen
Messingbeschl�ge geblitzt, und die Engelsgestalten
Die Kinder ergriffen haben vor Jahren!
Auf den ersten Bl�ttern steht es geschrieben,
Da� die Buben und M�gdlein nicht anders waren,
Als sie heute noch sind! Achzehnhundertsieben
Steht da, und der Name Johannes Harth,
Das ist der Besitzer des Buches gewesen.
War leider nicht frei von Versuchung des B�sen
Wie das zweite Gesangbuchblatt offenbart:
In der Stunde zwischen Singen und Beten
Schrieb er, um gut im Verh�r zu bestehen,
Auf das zweite Blatt die vielen Propheten,
Und hat dann beim Aufsagen hingesehen!
Doch das dritte verk�ndet ?Anne Marie?,
Geschn�rkelt, verziert mit vielen Ranken!
Das war jene blonde gez�pfte ?Sie?,
Die K�nigin seiner Bubengedanken!
Um sie hat er seine Propheten vergessen,
Um sie den Herrn Pfarrer mit seinem Stecken!
Sie hat auf dem fllei�igen B�nklein gesessen,
Und er auf dem faulen in ruhmlosen Ecken.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Wie mochte die alte Geschichte enden,
Die hier im Gesangbuch angefangen?
Sie nahmen sich fr�hlich bei beiden H�nden
Und sind miteinander durchs Leben gegangen!

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*Der Tote


Die alte Stadt
Um alte Mauern und Giebel webt sacht,
Traumselig und weich,
Die m�rchendurchfl�sterte Sommernacht -
- Die Nebelfrau bleich,
Mit feuchten Schleiern und k�hlem Mund,
Sie gleitet still
Um die klappernden M�hlen im Taubergrund.
Einmal nur schrill
Ein Eulenruf durch den Abend lau! -
Dann tr�umt sie weiter,
Die alte Stadt, wie eine sch�ne stolze Frau.
Kosend und heiter
Webt ihr der Mond ein k�stlich Geschmeid
Um Haupt und Haar.
In die silbergesponnene Heimlichkeit
Klingt lieblich klar
Dort auf dem d�mmernden Schatten hervor
Ein alter Sang,
Geht vom plaudernden Brunnen beim grauen Tor
Den Weg entlang.
Zwei M�dchenstimmen, wie Glocken rein,
Singen ins Land
Das alte Lied von dem Liebsten fein,
Und wie gebrannt
Und gek��t sein rotroter Mund
In Liebe und Leid - - - - - - - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Bei der alten Stadt ob dem Taubergrund
Steht stille die Zeit - -
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Um die epheubegr�nzten Mauern zieht
Seit manchem Jahrhundert das gleiche Lied - -

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*Das Grab


*Die Hexe


Jakob
Und Jakob hie�, was sein war, was ihm lieb,
�ber die Wasser des Jabbok gehen
Zum andern Strand. Er aber blieb,
Da die Schatten sanken, allein. Im Wehen
Des n�chtlichen Windes erhub sich sein Fragen,
Das Fordern des Herzens, der Seele Ruf:
Bist du es, Gott, der geleitet, getragen
Mich schwachen Menschen, der mich erschuf?
Bin ich dein Kind? Bin ich der Nachtgewalten
Und ihrer Launen leicht geworfner Ball?
War, was ich tat, gehorsames Gestalten
Des h�chsten Willens, o so la� den Schall
Inbr�nstigen Rufs zu deinem Ohre dringen!
Gott Zebaoth! Hernieder zwingen
Will dich mein Menschenwille her zu mir!
Dir das Geheimnis deines Wesens abzuringen!
Herr, wenn du bist, will ich im Staub vor dir
Hinknieen, deines Kleides Saum zu k�ssen!
Ich rufe dich in grauenvoller Andacht, frevler List,
Verlasse deinen weltenfernen Himmel!
Zeig, da� du Gott, da� du lebendig bist!
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Um Jakob ward es Nacht. Kein Stern, der Trost in Dunkel s�te.
Da trat zu ihm ein Mann, und Jakob rang
Mit aller Menschenkraft bis in die Morgenr�te.
Im letzten zweifelhei�en Gang
Ein Keuchen aus des menschen Brust: ich will dich hassen,
Dich lieben, beides gilt mir gleich,
Nur f�hlen mu� ich dich, mu� wissend es erfassen,
Ob aus der Nacht du, oder aus des Lichtes Reich!
Und da die Morgenr�te rings das Firmament getr�nket
Mit Purpurgluten, sprach der fremde Mann:
La� ab vom Kampfe, sieh, dir ward verrenket
Die H�fte! La� mich gehn, der Tag bricht an.
Im Morgengraun ein blitzend Sichbegegnen
Der K�mpferblicke, und ein m�chtig Wissen
In Jakobs Brust! Ich lasse dich, willst du mich segnen!
Und als der Sonne erster Strahl zerrissen
Das Kleid der Nacht, lag auf des Menschen Haupt
Des Fremden Hand! Israel sollst du hei�en,
Der hier mit Gott gerungen, der geglaubt
Und jetzo wei�, dess' Zweifel nun zerrei�en
Wie Nebelschleier. Schwer und segnend lag
Auf Jakobs Stirne die allm�cht'ge Hand.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Da schwang ein strahlenklarer neuer Tag
Sich von dem Himmel auf das taubes�te Land.

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Ruth
Von ernteschweren Fluren schied der hei�e Tag,
Und Dunkel sank auf Bethlehem die Stadt.
Der Herr der Ernte, Boas, aber lag
In k�hler Tenne schlummerharrend, arbeitssatt.
Und da die Lider m�hlich sanken,
Erstand lebendig ihm und sch�n im Traum
Das Bild, das heut am Tage seine Augen tranken:
Die Moabitin Ruth, ein schlanker Baum,
Den der Bewegung Winde spielend wiegen.
Die Fremde, die nicht Knospe mehr, die Rose vollerbl�ht,
Des toten Mahlon Weib und dennoch Kind. Wie schmiegen
Sich ihre H�nde z�rtlich in die Halme! Wie ergl�ht
Das junge Antlitz war, da er ihr in das Auge sah!
Dies Auge, das vom tiefsten Meere seine Bl�ue nahm,
Das ernst ist, liebeschenkend. Nie geschah
Dem Manne s��er, denn da holde Scham
Der Moabitin Blick verh�llte und ihr Schritt sie zog
Aus seiner Augen Glut hinwegtrug, da sie tief
Das dunkle Haupt auf ihre �hren senkte. - Boas lag
In Sehnsuchtstraum. Da aber, als er ihren Namen rief
Mit schwerer Zunge, ward ihm holde Antwort kund:
Um seine F��e glitt ein wohling Wellenspiel,
Es war ihr Haar, das d�fteschwere. Und der sch�nste Mund
Sprach fremden Lauts: Herr, dir gefiel,
Mich arme Magd zu rufen, ich bin da.
Auf meinem Haupt ruht kronenschwer dein Wille,
Dein eigen bin ich, seit mein Auge dich ersah,
Herr, rede, da� ich freudig dein Gebot erf�lle.
Gelobte Treue f�hrte mich in dies, dein Land,
Und Not geleitete mich auf dein reiches Feld.
Du schenktest mir, der Fremden, die du nie gekannt!
Herr, da� ich's k�nnte, eine ganze Welt
Dir wiederschenken, da� du mehr als reich,
Da� du gl�ckselig w�rest, m�cht ich wohl - -
Und Boas' Herz tat schnelle Schl�ge. Lind und weich
Lag seine Hand auf ihrem Haupt, da� freudevoll
Ihr Aug im Dunkel strahlte.- - Ja, dein Weg war weit,
M�hselig gar, sprach er, und Durst und Sonne haben dich gebrannt,
Nun aber bricht herein die sch�ne Zeit!
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Und Boas barg der Moabitin heimatlose zarte Hand
In seiner Rechten. Heimat ward ihr da, und Trauer schied,
Und durch die Nacht um Bethlehem zog leis ein wundersames Lied.

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*Simson


Ekkehard
Das war im Kapitelsaal zu Sankt Gallen.
Herr Cralo, der Abt hatte eilig allen
Den Br�dern Befehl gegeben, sich schleunig zu sammeln
Zu wicht'ger Beratung. Ein Raunen, ein Stammeln
Erhob sich, wie ruhloses Sausen
Eines Bienenschwarmes, derweil von drau�en
Ein fr�hlich Jagdhorn rief und sang.
Herr Cralo sprach schwer bedr�ckt und bang!
Weh dem, der �rgernis s�t in die Runde
Der friedlichen Br�der! Es sollte zur Stunde
Mit einem schweren M�hlenstein
Um den Hals ins Meer versenket sein!
Nun aber naht sich in hoher Gestalt
Der Satan selber, denn Schirm und Gewalt
�ber das Kloster �bet mit fester Hand
Frau Hadwig von Schwaben. Sie kam �ber Land.
Durchzog ihrer Herrschaft bl�hende Gauen,
Begehrt nun, den heiligen Ort zu beschauen
Dessen Schwelle ein Frauenfu� nimmer betreten,
Der geweiht ist dem frommen Fasten und Beten!
Herr Cralo sprachs, sah die Reihen entlang,
Und immer vorm Tore das Hifthorn sang.
Schier ratlos sa�en die Br�der im Kreise,
Nur Einer nicht, man sprach, er sei weise,
War weit gereist und in B�chern erfahren,
Dazu braunlockig und jung noch an Jahren.
Klar Stirn und Auge. Das ernste Gewand
Umschlo� hohe Glieder. Er war genannt
Herr Ekkehard, fein in Reden und Sitten,
Bei Abt und Br�dern gleich wohl gelitten.
Der hob die Stimme: Konfratres habt acht,
Ich hab das Problem mir wohl �berdacht.
Frau Hadwig erz�rnen bringt gro�e Gefahr,
Die Ordensregel besaget zwar,
Kein Frauenfu� darf die Schwelle betreten:
Doch denket, wenn wir mit Singen und Beten
Die Herzogin �ber die Schwelletragen ,
Wird Sankt Gallus selbst nichts dawider sagen.
Verge�t nicht, da� aus Frau Hadwigs H�nden
Sich allzeit ergie�en viel reiche Spenden,
Die unserm Kloster zugute kommen,
Somit habt ihr meine Meinung vernommen.
Der Abt sprach: Bruder Ekkehard,
Dieweil dir die Erleuchtung ward,
Sollst du mit Kraft und ohne Zagen
Frau Hadwig selbst ins Kloster tragen!
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Weitauf die Klosterpforte sprang,
Dazu das Jagdhorn schelmisch sang.
Frau Hadwig thronte hoch und sch�n.
Und - ungehalten anzusehn,
Auf reichgeschm�cktem wei�em Ro�
Vor sp�ttisch aufmerksamem Tro�:
Herr Cralo, mich d�nkt, eurer Seelenschaden
Besch�ftigt euch mehr als unsere Gnaden!
Sprachs, nestelt unmutig am Sattelknauf.
Der Abt verneigt sich dem�tig darauf:
Frau Hadwig, wir sind Euch stets gerne zu Willen,
Doch die Ordensregel gilts zu erf�llen,
Vernehmt, was inzwischen der Br�der Rat
Nach ernstlicher Pr�fung beschlossen hat:
Sankt Gallus dienen wir, unserm Herrn
N�chst Euch! Der gebeut uns nun: haltet fern
Der Frauen Fu� von eurer Schwelle!
Fest steht das Gebot. Jedoch eine Helle
Ward uns in des Gr�belns Nacht gesenkt;
Seht, so es Euch weder schrecket noch kr�nkt,
Soll Bruder Ekkehard ernst und ergeben
Euch �ber die heilige Schwelle heben.
Herr Cralo sprachs und so geschahs.
Und sacht, als sei Frau Hadwig aus Glas,
Trug Ekkehard mit starkem Arm
Die B�rde, die so s�� und warm,
Die wei� und rot und duftend hold!
Und einer Ringellocke Gold
Glitt in des Bruders Angesicht.
Sanft klang es: Saget, bin ich nicht
Beschwerlich euch? Ihr tragt mich gut.
Erbebend sprach sein Mund: Mein Blut
G�b ich mit tausend Freuden hin,
D�rft ich Euch, hohe Herzogin,
Durch eine Flucht von vielen Tagen
Weit �ber Berg und T�ler tragen!
Wie Sankt Christophorus sonder Beschwer
Das heilige Kindlein trug durch's Meer!
Frau Hadwigs Hand ging z�rtlich lind
Um seinen Nacken, und geschwind
Sprang sie herab, trat in die Halle,
Ihr folgten neugierig die Br�der alle.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Nur einer im Klosterg�rtlein stund
Vor der sch�nsten Rose, sein Herz war wund.
Er wand in den Strauch ein g�ldenes Haar,
Das nun und nimmer sein eigen war:
Zu schwer war das Werk, dess' ich mich vermessen,
Frau Hadwig, ich kann dich nimmer vergessen - -
Ein Bettler mu� ich im Dunkel stehen,
Und hab doch ins Paradies gesehen - - -.

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Brunhild
Da im West eine blutrote Sonne sank,
Erhub sich das St�rmen, und es ertrank
Der Sommertag, der fr�hlich gelacht,
In einer schweren Wetternacht.
- - - - - - - - - - -
Jagend Gew�lk, von Blitzen fahl,
Wie von Schwertern zerspellt! Im weiten Saal
Harren festliche Tafeln der kehrenden Jagd.
Von schmeichelnden H�nden der jungen Magd
Geschm�ckt und geflochten, gl�nzt Chriemhilds Haar.
Und z�rtlicher Augen blauleuchtendes Paar
Fragt die Magd, fragt den Spiegel in wei�er Hand:
Bin ich wert meines stolzen Herrn aus Brabant?
Eines Blitzes L�nge nur tr�bt ihr den Sinn
Das Bild der hochm�tigen Isl�nderin. - - -
- - - - - - - - - -
Und auf der K�nigsburg h�chstem Turm,
Da peitscht der jagende Wettersturm
Um den stolzesten Leib ein nachtschwarzes Gewand,
Aus den Falten reckt sich eine marmorne Hand
Hochauf zu den Wolken und senkt sich kalt
Auf die marmorne Stirn. - Verzweifelnd krallt
Und gr�bt sie in schweres n�chtiges Haar - .
Allvater! Bin ichs, die dein Liebstes war!?
Was tat ich dir, da� du mich Hohe gef�llt!
Mich durch Trug einem Elenden zugesellt!
Verruchtes Gemach und verruchte Nacht!
Wie hab ich des Schwachen ver�chtlich gelacht,
Da er kam und begehrte den br�utlichen Leib!
Ich band ihn und h�hnte: Das tat dir ein Weib!
Ich wies vor die T�re den winselnden Hund.
Wer band meinen Blick! Noch in selbiger Stund
Bot mir in des schwachen K�nigs Gestalt
Der Andere Trotz und tat mir Gewalt,
Entri� mir den G�rtel! Da sank ich ins Knie.
Allvater, du! H�rtest du es, als sie,
Die Blonde, die girrende Taube sprach:
Nicht Gunther allein sah deine Schmach,
Du Stolze, es war der Gatte mein!
Er bezwang dich im stillen K�mmerlein!
Das war in der Kircht�r, am christlichen Fest!
Du sahst es Allvater! Und wehe, du l��t
Sie schm�hen, zerfleischst nicht die wei�e Brust
Mit Blitzen, die meine Qualen in Lust
Und Seligkeit sieht! Nur Einer stand,
Unter Menschen ein Gott, und hielt mich gebannt
Mit st�hlernem Blick! Da sank mein Mut,
Ich begehrte nicht mehr Sch�n=Chriemhilds Blut -.
- - - - - - - - - -
Auf dem Turme im w�tenden Wettergraus
Recken stolze Arme sich weit hinaus!
Hinauf zu den Wolken: Allvater, hab acht:
Da ward ich zur Schlange! In br�nstiger Nacht
Hab ich Liebe gelogen dem K�nig schwach!
Bet�ubten ihn Wonnen, so lag ich wach!
Ich tr�ufelte L�gen und Gift in sein Ohr!
Allvater! Dein liebstes Kind, ich, schwor,
Held Siegfried hab in verruchter Nacht
Mit Lachen mich Stolze zur Buhlin gemacht.
Held Siegfried der rein wie der Himmel blau!
Held Siegfried, dess' Herz wie demantener Tau!
Blutsbruder mit Gunther! Und treu und gut!
Ich log dem K�nig, da� nur sein Blut
Abw�sche die Schande, die mir geschah - - -
Allvater, Erbarmen! Die Stunde ist da!
Die L�ge keimte. Nun sprie�t die Saat!
Weh meiner Schwachheit! - - Langsam naht
Vom fernen Wald dort der Fackelschein!
Sie bringen den wahren K�nig ein!
Ihn hab ich geliebt in uns�glicher Not!
Ihn trennte von mir der Treue Gebot.
Der Treue, die er einem Schwachen gelobt.
Die Schranke fiel! Ihr St�rme nun tobt
Zu blutiger Hochzeit! Tut weit euch auf,
Walhallas T�ren! Hinan, hinauf
Fliegt mein Herz in stolzem Walk�renritt!
Held Siegfried! Dein Herz! Ich rei�e es mit!
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Die Flammen der Fackeln im festlichen Saal
Die lodern wie nie verl�schende Qual.
Ein Stolzer liegt stumm auf dem h�lzernen Schragen,
Sie haben Sch�n=Chriemhild von dannen getragen - -
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Da knarrt eine T�r! Im d�mmernden Grau
Naht in Trauergew�ndern die stolzeste Frau,
Kniet hin an der Bahre. Des Toten Hand
Streift scheu ihre Lippe, die nie bekannt,
Was holdselig im hohen Herzen gebl�ht. - -
Die schmiegt in die Hand die Wange lind,
Dem�tig und still, wie ein m�des Kind - - -
Und senkt in das Herz voll Liebe und Qual
Ohne Seufzer und Schrei den erl�senden Stahl. - -
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Blut rann zu Blut. Das Morgenrot
Wob Rosen in den Hochzeitstod.

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Der Obelisk
Wenn sich die schweren Nebelw�nde einmal weiten
Am Quai der Themse, wenn der ruhelosen Stadt
Verkrampfter Herzschlag einmal stockt, dann gleiten
Um jenen grauen Obelisken, der Jahrtausende gesehen hat,
Die Bilder seiner Jugend. - - Und �gyptens Sonne glutet
Wie einst als Gnadengru� des Amon um den narbenreichen.
Und siehe Thebens buntes Leben flutet
Wie einst zu seinem Fu�. - - Ach, ohnegleichen
S�� ist und ewig sch�n die K�nigin, die ihn errichtet,
So sch�n, da� sie ihr k�niglicher Bruder liebentbrannt erw�hlt
zu seinem Weib! Kein Lied, das ihren Reiz je ganz gedichtet!
Weilt sie im Tempel zum Gebet, so sehet, wie beseelt
Der starren S�ulen buntbemalter Reigen
Den Abglanz spiegelt der Holdseligkeit!
Da� ich ein Palmbaum w�re, mich vor ihr zu neigen,
Sehnt sich der felsentspro�te Obelkisk. - - - Wie weit
Dies alles sank und ging - - -. Nur Nebel hier und Hast!
Es zieht ein Heimweh durch den grauen Riesen hin
Nach heilgen Nileswellen und nach Sonnenglast,
Nach der gazellenzarten braunen �gypterk�nigin. - - -

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Rasputin
Nacht h�llt die russische Kaiserstadt.
Da zuckt aus den Wolken ein greller Strahl!
- J�her Erkenntnis Siegesfanal - - !
Dann wieder Dunkel, schwer und matt.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
�ber die Schwelle
Der unterirdischen bunten Kapelle
Raschelt ein Kleid, geht ein schmaler Fu�.
Ein schlanker Nacken beugt sich in frommem Gru�
Vor dem Mann, der im roten Ampellicht harrt,
Der, da die T�r anmeldend knarrt,
Aus Tr�umen erwachend, zum Rosenkranz greift,
Perle um Perle betend streift,
Nicht achtend der Frau, die niederkniet,
And�chtig auf ihn, den Heiligen sieht;
Den der Himmel aus wunderreichem Land
Als einen Propheten und Tr�ster gesandt.
Nun schaut er sie an, hebt segnend die bleichen
Die sch�nen H�nde zum Kreuzeszeichen.
?Du Heiliger?, klagt es aus zagem Munde,
?Bete mit mir in dieser Stunde.
Mein Kind ist krank, mein Hers ist schwach,
Dein Beten ruft das Erbarmen wach.
Ob Tage ich und N�chte flehte,
Mir ward nicht Erh�rung, hilf Du und bete!?
Der Mann sieht, in bangem and�chtigen Schweigen
Der ge�ngsteten Kaiserin Haupt sich neigen.
Steht unbewegt - - -.
Sein Blut wie hei�e Wellen schl�gt
Bis in die Lippen, die voll und rot
Hergl�hen! Und wieder die Flamme loht,
In der die Weiber alle verbrennen,
Die den sibirischen Bauern ?Heiliger? nennen!
Erinnerung wirft ihre bunten Schleier
�ber sein Hirn. Feier um Feier
Steigt wieder empor, und alles was war!:
Fanatische T�nze umziehn den Altar,
Den Wahnsinn im wilden Walde erbaut,
Und er h�rt seiner eigenen Stimme Laut:
S�ndige nun, du gl�ubige Herde,
Auf da� dir ein Grund zur Vergebung werde! !
Da mischt sich Wollust mit Reuegebet - -
Und �ber den Gr�ueln der Himmel steht
In n�chtiger strahlender Sternenpracht - -
- - - - - -
Des Mannes versunkener Blick erwacht
Und geht in verwundertem Tasten hin
�ber die knieende Kaiserin.
Nacht ist! Und Stille und Einsamkeit!
Kindhaftes Vertrauen und Herzeleid
Sind gar gef�llige Dienerschaft!
Die H�nde, die Fleisch und Gold errafft,
Die krallen sich gleich der Tigerpranke. -
Der eine, irrsinnige wilde Gedanke
Kreist durch das Hirn, starrt die Pupille. -
Des Halbasiaten ruchloser Wille
Geht um die sch�nste Frau im russischen Reich. - - -
Sie hebt das Antlitz, unschuldig und bleich,
Klagt mit tr�nenerf�llter Kinderstimme:
?O Vater Grigory, hilf mir! Ich Schlimme
Vermag nicht zu beten, ich f�rchte mich sehr,
Ein heimliches Grauen war um mich her?.
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Da zuckt der Mann. Wie Blitzlicht f�hrt
Es durch sein Hirn: Er hat begehrt,
Unw�rdig und mit besudelter Hand,
Die heiligste Frau im russischen Land!
Und der Blitzstrahl f�llt den knorrigen Baum,
Er kniet und k��t ihres Kleides Saum.
Sie staunt, da spricht er und geht schon davon:
?Ich habe gebetet f�r deinen Sohn?.
Und murmelt noch einmal in der T�r:
?Gebetet - - ! Nicht f�r dich, nein Herrin. Zu Dir -?.

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Struensee
Dies ist die letzte Nacht,
Die das Geschick dem Hochgestiegnen, Tiefgest�rzten, leiht.
Mir blieb von meiner grenzenlosen, lichterf�llten Macht
Nichts, als der engumgrenzten Zelle tiefe Dunkelheit.
Von fern her�ber dr�hnt es, Schlag um Schlag!
Sie f�gen Holz zu Holze zum Schafott,
Zu meinem Thron, den ich besteige, graut der junge Tag!
So f�gte sich in meinem Busen Stolz zu Stolz, bis ich ein Gott
Mich w�hnte, den ein h�h'rer Gott herabgesandt,
Um einen k�niglichen Narren recht zu lenken,
Um dem verarmten, frongebundnen D�nenland
Kraft und Gesundheit, stolze Freiheit neu zu schenken
Und morgen f�llt dies Haupt,
Das Tag und N�chte sich zerqu�lt,
Um eines fremden Reiches Wohlfahrt, das geglaubt,
Es d�rfe, kraft der Liebe, die es hei� beseelt,
Kraft seines Wissens k�nigliche Taten tun!
Dies Haupt, das unsichtbar die Krone D�nemarks getragen,
Schon morgen wird es still im Sande ruhn,
Es falle, da die Schicksalstunde ihm geschlagen!
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Ich klage nicht.
Doch eh das Haupt noch sinkt, f�llt meine Hand
Vom blutgen Block. Das ist der Welt Gericht.
Sie richten den, der, ob er gleich aus niedrem Stand,
Es wagte, seine Hand nach einer K�nigin zu recken - - -
Ich klage nicht, ich gelte f�r den Dieb, der eines Weibes Ehre stahl.
Doch Gott nur wei�, wie meine junge K�nigin in Schrecken,
Entsetzen, zu mir floh, da ihr zum ersten Mal
Erkenntnis kam, da� man dem Wahnsinn sie verm�hlt!
Wer jagte wohl den halberstarrten Vogel, der aus Eis und Nacht
Ins Fenster einer warmen Stube fliegt, davon, weil er den rechten Weg verfehlt
Nehmt nur die Hand, die meine arme, kindjunge K�nigin erst sacht,
Dann fest und fester an mein heimatbietend Herz gezogen!
Nehmt mir die Hand, doch meine Reue fordert nicht!
Der Vogel lernte wieder singen, der mir zugeflogen,
Ach, meiner s��en K�nigin verweintes Angesicht
Ward wieder froh bei mir, das war mein sch�nster Lohn.
Doch Jene, welche r�nkevoll das zarte Kind
Boshafter Narrheit kupplerisch verbanden, fordre ich vor Gottes Thron!
Und zittern werden sie, die heute meine Richter sind!
- - - - - - - - - - - - - - - - - -
Die Richtstatt ist vollendet, denn nun schweigt der Hammerschlag.
Euch aber, die ihr ha�voll meines Lebens Licht zertretet,
Das Euch geblendet, h�rt, ich danke euch f�r diesen Ehrentag,
An dem zum letzten Mal die Sonne mich bescheint,
An dem mich eine wonnenvolle K�nign beweint,
Der �rmste Bauer aber hinter seiner Pflugschar f�r mich betet!

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*)Neuauflage Gethsemane
G.Meyer's Taschenbuch Verlag

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