Ich traue auf den Herrn

Kleine Lieder aus Alltag und Sonntag

Sophie Fleischhauer

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*Ich traue auf den Herrn


Gott, Du bist Geheimnis
Du bist Geheimnis, und du wirst Geheimnis bleiben,
Solang Verstand an deines Wesens Tore r�hrt,
Solang die Feder, die Dein Antlitz will beschreiben,
Von kalter Hand des Wissens wird gef�hrt.

Du bist Geheimnis, doch die Wolkenh�lle schwindet
Wie fl�chtger Nebel, wenn vertrauensvoll ein Ruf
Aus Kindeseinfalt sich zu deinem Vaterherzen findet,
Zu dir, der Lilien auf dem Feld und V�gel unterm Himmel schuf.

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Gottes Reich
Du fragst, mein Bruder: Wo ist Gottes Reich?
Du m�chtest es nach Menschenart
In Grenzen fassen, Deinem Vaterlande gleich,
Das zwischen Meere, Str�me und Gebirg gebettet ward.

Du suchst umsonst es auf Alt�ren, zwischen Mauern,
Es schlummert nicht in dem Reliquienschrein -
Du stehst vielleicht in stiller Ehrfurcht Schauern,
Wenn spitzgebogte Fenster schenken bunten Schein.

Und hast es nimmer ganz gefunden,
So oft auch Waldesrauschen herrlich dich umklang,
So oft auch in den sonnverkl�rten Stunden
Die Sch�pfung laut ihr Lied zum Lob des Sch�pfers sang.

Dein Herz allein, mein Bruder, ist der sch�nste Dom!
Und f�hlbar nur in ihm der Odem Gottes webt.
Sein Reich in Dir! Wenn es auf Deines Lebens Strom
Mit wei�en Segeln leicht dem Meer Unendlichkeit entgegenschwebt.

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Heimkehr
Ein Weinberg an dem Weg, der in die Ferne zieht.
Schon wogt in sattem Gold ringsum das Meer der �hren,
Indes am starken Pfahl die Rebe bl�ht.
Vom Tagewerk die Knechte heimw�rts kehren.

Beim letzten seiner �cker steht ein Greis
Allabendlich in hoffendem Erwarten.
Bis zum bestickten G�rtel rinnt der Bart ihm wei�,
Wer z�hlt die Tage, die den Herrn der �cker narrten?

?Herr suchst du einen Knecht, verwirf mich nicht!? -
Zerfetzt das Kleid, zerrissen die Sandalen,
Es hebt sich aus der Stra�e Staub ein Angesicht,
Gezeichnet von verworrner Jahre tiefen Malen.

?Dein Sohn zu hei�en, bin ich nicht mehr wert -?
Wie tonlos auch das Wort, der Vater hat's vernommen.
Und Vaterliebe hei�t den, der als Bettler heimgekehrt,
Mit Ring und Festgew�ndern k�niglich willkommen.

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Warum
Wenn jener Eine, den du nie gesehen,
Vor dessen Allgewalt dein Wesen dennoch bebt,
Dir eitel Leid und Schmerzen l��t geschehen,
Bis du zerknirscht im Staube liegst, dann hebt
gleich einem Wurme, der sich kr�mmt, dein Fragen an,
Klagt auf zum Himmel: Warumward mir das getan?

Wenn aber deines Sch�pfers Hand dich g�tig lenkt
Durch lichten Sonnenschein und bl�hende Gefilde,
Wenn er dir Herz und Aug' mit Sch�nheit tr�nkt,
Und zu dir spricht in unbegreiflich gro�er Milde,
Dann l�ssest du ihn schenken, doch dein Mund bleibt stumm
Und findet's nicht das staunende, dem�tige ?Warum?

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Das Heilige
Seit aus dem Bund von Kraft und Stoff der Mensch entsprang,
Seit seine Sinne hungernd durch die Umwelt schweifen,
Lauscht seine Seele einem hohen fernen Klang
Und l��t von seinem Str�men willig sich ergreifen.

Unhaltbar, wie die Welle durch das Sieb der H�nde rinnt,
Unnennbar aber bleibt das Heilige, kein Name kann es fassen,
Doch wenn die Seele bangt im Dunkeln wie ein Kind,
Dann wird das Unsichtbare, Namenlose sie nicht ungetr�stet lassen.

Im Dunkel machtvoll leuchtend steht die Spur -
Ihr Widerschein beginnt im Herzen hell zu brennen,
Dem Heiligen antwortend, handelnd, kannst du nur
Die Majest�t, den Geist, die Kraft erkennen.

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F�r eine Frau
So sollst Du wandern:
Ein Gotteskind, durch Gottes sch�nen Erdengarten,
La� dich nicht k�mmern all die fremden Andern,
Vor deren Augen deine Freuden sich nicht offenbarten.

Sei wie du bist!
Dir selbst getreu!
Nimm jeden Tag, der dir verronnen ist
Im Kreis der Deinen immer neu
Als Wunder, dankbar, gottgegeben an. -
Wie stille Quellen unersch�pflich spenden,
Weil sie aus heilgen Tiefen heilge Kraft empfahn,
So sollst du geben, reich, mit �bervollen H�nden.

Aus deines Herzens warmem Schlage
La� Licht und Liebe leuchtend in den Alltag dringen.
Dann darfst du dieses Herz am Ende deiner Tage
Dem, der dirs gab, getrost und dankbar wiederbringen.

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Alte H�user
Grauer Tag und grauer Gassen,
Nebelfeucht und lichtverlassen.
Alte H�user gichtverzogen,
Von Jahrhunderten gebogen
First und Giebel. Blinde Scheiben.
Not und Alter Runen schreiben
T�glich in zertretne Treppen.
Stunden schleichen, Stunden schleppen -
Eine kommt, dann sinkt in Flammen
Oder unterm Beil zusammen,
Was hier m�de steht und schauert,
Um vergangne Jugend trauert.
Tief im Erdgescho�, wo nimmer
Hindrang goldner Sonnenschimmer,
Beugt zum Fenster sich ein graues
Haupt. Ein Auge sucht, als schau es
Aus nach seiner letzten Stunde.
Einmal kommt aus Glockenmunde
Sanfter Ruf zur letzten Ruhe.
Einmal streift die Wanderschuhe
Tod von alten m�den F��en.
Einmal Licht und Freude gr��en!
Losgel�ste Seelen heben
Sich aus Haus und K�rper, schweben
Aus Verfall und grauem Alter
Lichtw�rts! Bunte Herrgottsfalter!

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Der Tr�ster
Das Licht strebt raschen Fu�es seinem Gipfelpunkt entgegen,
Und hinter dir, du Mensch, liegt weit der bittre Regen
Aus Blut und Tr�nen, der Gethsemane und Golgatha betaut,
An dessen R�tseln sich dein Auge blind geschaut.

Ein leeres Grab, in Ostersonne blendend, leere Linnen,
Ein Weg nach Emmaus. Die Thomashand sucht Wissen zu gewinnen.
Die Wolke, die den Boten Gottes deinem Blick enthebt - -
Wie stehtst du Mensch beraubt! Und doch, der Tr�ster lebt!

Beraubt sind nur die H�nde, die des Sch�nsten H�nde nicht mehr fassen k�nnen -
Gib sie den Br�dern, und in neuer Flamme wird dein Herz entbrennen,
Wird Tempel sein dem Tr�ster, jenem starken Geist,
Der dir in Liebe und in Wahrheit deinen Heimweg weist.

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Ich h�rt ein Sichlein rauschen
Ich h�rt ein Sichlein rauschen,
Ich h�rt es wohl im Traum,
Es stand in bangem Lauschen
So Bl�te, Feld wie Baum.

Gro� kam der Mond gezogen
In voller Silberpracht,
Es trug den Sternenbogen
Sch�n die Mittsommernacht.

Das Korn stand hoch in �hren
Im warmen Hauch erbl�t,
Verm�hlt dem Sang der Sp�hren
War der Wildrose Lied.

Aus Saft und Kraft beschworen
Wachstum und Seligkeit -
Was singst du meinen Ohren
Das Lied der Erntezeit?

Du Sichlein, das in H�nden
Des gro�en Schnitters ruht,
Du wirst das Werk vollenden,
Und wann du's tust, ist's gut.

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Du mu�t das Lauschen lernen
Du mu�t das Lauschen lernen,
Ergeben, innig, still,
Wenn aus den ew'gen Fernen
Die Stimme kommen will.

Du mu�t die Stirne neigen,
Wie einst Maria tat,
als aus dem gro�en Schweigen
Der Engel zu ihr trat.

Du mu�t dein Herze scheiden
Von eitlem Tand und Laut,
Wenn aus den ew'gen Fernen
Der Glanz herniedertaut.

Gib willig dich dem Lauschen,
Du, den der Durst gebrannt,
Denn Gottes Brunnen rauschen
In deiner Seele Land.

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Stille
Wer wei� noch um die Stunde,
Die Gottes Atem tr�gt,
Nun l�rmend Wund' um Wunde
Der Tag dem Herzen schl�gt.

Es tauft den Chor der Stra�en
Kaskade blauen Lichts -
Von schwellend gr�nem Rasen,
Da wei� dein Fu�tritt nichts.

Wie konntest du vergessen
Der Buchen heil'gen Dom,
Wohlt�tig zugemessen
Gr�ngoldner Lichter Strom.

Wenn dort die Schatten steigen,
Verd�mmernd Baum um Baum,
Dann sinkt das gro�e Schweigen
Aus unbegrenztem Raum.

Und deine Seele bettet
Sich kindlich und bereit,
Aus Hast und L�rm gerettet,
Ans Herz der Ewigkeit.

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Klage
Du, deines Sch�pfers lieblichster Gedanke,
Du Werk der H�nde, die Weisheit und G�te hei�en,
Du Erdball, �bertanztest spielerisch die Schranke
Vom Traum zum Sein, begannest im Planetenchor zu kreisen.

Du Lobgesang
Auf Kraft und Sch�nheit, Liebe und auf Leben,
Du Stundengang
Aus Tag und Nacht, dem Spiel der Lichter und der Schatten hingegeben,
Du Erde! Deiner Menschen Wiege und ihr Schrein,
Ach warum wei�t du um die M�r von Abel und von Kain?

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So lang die Erde stehet
So lang die Erde stehet,
Steht seine Treue fest,
Der durch den Kreis des Jahres
Die Monde wandern l��t.

Er f�hrt die Saat zur Ernte
Durch Frost und Sonnenglut,
Er gibt das Licht, das Dunkel,
Und was er gibt, ist gut.

Er ist und bleibt die Mitte,
Um die der Wandel kreist,
Er ist die tiefe Quelle,
Die alles Leben speist.

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Danket dem Herrn
Wie reich mu� Gott der Vater sein,
Der nie an G�te sparte,
Er speist nicht dich nur, Mensch, allein,
Er tr�nkt mit Tau und Sonnenschein
Die schlichte Wegewarte.

Er hat tief auf des Meeres Grund
Der Muschel Mahl bereitet,
Er hat noch stets zur rechten Stund
Das zage Reh im Waldesrund
Zu seinem Tisch geleitet.

Er steuert aller V�gel Flug,
Bis sie das Ihre finden -
Er f�llt das Schaff, er f�llt den Krug.
Wie freundlich ist der Herr, wie klug,
Sein Lieben zu verk�nden!

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Die Himmel erz�hlen
die Ehre Gottes
Wer wollte Aug und Ohr verschlie�en,
Wer nicht sein Herz der Freude weihn,
Nun Gras und Blumen selig sprie�en
Im sonndurchspr�hten Maienschein!

Die frischbegr�nten W�lder rauschen,
Die erste Rose strahlt im Tau,
Und wei�e Wolkensegel bauschen
Sich auf dem Meer von Himmelsblau.

Die Himmel r�hmen seine Ehre,
Die Erde t�net Widerhall
Im liederfrohen Vogelheere,
Im kraftgeschwellten Wasserfall.

Im Ginsterfeld, aus Gold gewoben,
Des ernsten Waldes Flammensaum -
Ein Hallelujah schwillt nach oben
Wie an den Fels der Brandung Schaum.

Der Herr im Weltenstundengange,
Der T�nen, Sand und Sterne z�hlt,
Will, da� in solchem Lobgesange
Auch deines Herzens Schlag nicht fehlt.

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Jubilate
Lobt Gott den Herrn! Ihn loben,
Das ist ein k�stlich Ding.
Er schaut herab von oben
Und denket nicht gering
Von den zerbroch'nen Herzen,
Die seine G�te heilt,
Verbindend ihre Schmerzen,
Darinnen sie verweilt.
Er richtet auf Elende
Mit starker Vaterhand.
Ihm sind am Firmamente
Die Sterne wohlbekannt.

Lobt unsern Gott mit Harfen!
Den Raben, der ihn ruft,
Versorgt er gleich den Larven
In dunkler Ackergruft.
Er tr�nkt verdorrte Narbe,
Bis frisches Gras entsprie�t,
Er segnet Frucht und Garbe,
Da� sie der Mensch genie�t.
Er schafft den Grenzen Frieden,
Macht Tor und Riegel fest.
Lobt Gott, der uns hienieden
Sein teures Wort bel��t!

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Johannes
Nicht das Haupt des greisen Sehers auf Patmos,
dem in verwirrender Vielfalt der Bilder
Gott sich in redender Stille bekundet,
wollte der Meister zum Schmuck seiner Kirche gestalten,
als er, von heiliger Unrast getrieben,
ersten Schnitt in das Lindenholz f�hrte.
Heilige Unrast auch trieb durch die Stra�en der Weltstadt Ephesus
einst den Johannnes, von jenem ergriffen,
der, fleischgewordenes Abbild des Vaters, der Not sich gesellt.
Wunder der Liebe, tagein und tagaus bis zum Kreuze
s�umten Samariens und Galil�as staubige Stra�en fortan,
f�llten das Herz des Johannes randvoll bis zur Stunde,
da ihm der Auftrag kam, K�nder zu sein.
Wundervoll hat nun der Meister gestaltet
jenes erschreckte Begreifen der Gr��e der Sendung,
aber zugleich schmerzvolles Wissen um eigene Ohnmacht:
Gott, der Herr, l��t sich nicht fassen in Worten und Bildern.
Willig zwar bereitet die Linde die pergamentenen Bl�tter;
aber die Rechte greift suchend empor.
Da� sie nicht unbeschenkt niedersank, wisset ihr alle.
Gott ist Geist, Gott ist Liebe - schrieb sie in leuchtender Letter.

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Im Anfang war das Wort
Verhalte, Menschengeist, den Schritt!
Hier ist die Schwelle der Unendlichkeit.
Bis hierher und nicht weiter geht dein Wissen mit,
Von nun an gibt der Glaube einzig dir Geleit:
Gott! In sich selber ruhende Gelassenheit.
Urglanz, der keine Grenzen kennt
Aus Raum und Zeit, sich selber nur geweiht,
Herz, das von je, das All erw�rmend, brennt,
Bis sch�pferische Unrast seine Einheit spaltet.
Das Wort entspringt! Es ist bei Gott und dennoch fort,
Gezogen von dem Sehnen grauer Ufer, die es selbst gestaltet,
Licht, Liebe tragend, eh' das Neue dumpf erkaltet -
Ertsch�ttert t�nt das All: Im Anfang war das Wort.

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Der Herr war nicht im Sturmwind
Die Erde d�rstet, ehern glei�t das Firmament.
Der Zorn des Herrn versiegelt Brunn und Quellen
In Israel, in dem das G�tzenopfer brennt,
Verschmachtend bl�kt das Vieh auf Weiden und in St�llen.

Die Felsenkluft der W�ste Horeb herbergt einen Gast,
Elia, Gottes einsamen Propheten.
Vor vierzig Tagen hielt er unter dem Wachholder Rast -
Gott zu begegnen, ist er vor das Felsentor getreten.
In dunkler Wetterwand erstirbt das Morgenrot.
Der Sturm rauscht auf mit weitgespannten Schwingen -
?Hier bin ich, Herr, gespeist von deinem Brot,
Das deine Raben, deine Engel, dem Verbannten bringen.?

Des Sturmes Fittich rei�t Ger�ll zu Tal,
Der Steinbock fliegt von Fels zu Fels auf harten Hufen -
Die Erde bebt! Und hoffend neigt sich abermal
Das Haupt des Menschen vor des Herren Thronesstufen.
?Hier bin ich, Herr? - Der Ruf verhallt,
Es spottet sein der Wogenprall der Elemente.
Vom Blitz entz�ndet glimmt das d�rre Buschwerk bald -
Suchend ins Leere reckt der Mensch die H�nde.

Anruf um Anruf, ew'ger Menschheitsschrei,
Verm�hlt dem Prasseln der gefr��gen Zungen -
?Wo bist du Gott?? Dann ist der Sturm vorbei,
Erdbeben, Feuer, Angst und Fragen j�h verklungen.

Stimme des Schweigens, das im All verschwebt,
Umf�ngt mit milder Majest�t den, der emporgestiegen.
Als sich die Sonne leuchtend �ber Horeb hebt,
Sieht sie, von heil'gem Einklang, heil'ger Stille neu belebt,
Verh�llten Hauptes den Propheten auf den Knieen liegen.

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Gotteslob
Schweigt, ihr Orgeln und Chor�le,
Schweige, Chor der Vogelstimmen,
Morgenr�te, h�lle wartend,
Dich in sanfte Wolkenflore!
Birg dich in Zypressenzweigen,
Fr�hwind, der mutwillig spielet -
Glocken ihr in hohen T�rmen,
Ach, betr�gt um eine Stunde
Der gesch�ftgen Menschheit Treiben,
Denn es will ein Wunder werden!
In der taubeperlten Stille
Eine Rose hoch und edel
Steht, umspielt von Gottesl�cheln,
Auf der sommerwarmen Erde.
Tr�umend aus der Knospenh�lle
Sehnen sich die purpurroten
Bl�tenbl�tter ihm entgegen,
Atmen Duft ihm, Dank und F�lle,
Der am Horizonte wartet,
Bis ihr Blick sein Auge findet.
Sanfte Pfauenaugen f�cheln
Der Entfachten Erdenk�hle -
K�niglich, den Herrn zu loben,
Bl�ht die edelste der Rosen,
Und aus ihrem dunklen Reiche
Schimmert die beseelte Perle.

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Die Ernte ist gro�
In verschwenderischer F�lle
Hat der Herr das Feld bestellt.
Keine Kargkheit kennt sein Wille,
Wenn die Saat zur Furche f�llt.

Goldner K�rner goldner Bogen
Sprang aus eines S�manns Hand -
Tausend H�nde braucht das Wogen
Reifer �hren rings im Land.

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Gerichtslinden
Steinerner Tisch, Steinb�nke halb versunken
auf jenem H�gel, der aus �hrenfeldern steigt.
Vier Linden wachen, nun schon schlummertrunken,
Des Mondes schmale Sichel sich gen Westen neigt.

Kein Richtschwert blitzt, dem Wanderer zu schrecken -
Vier Richterinnen aber fragen in die Nacht hinein,
Der Menschheit schlafendes Gewissen zu erwecken:
Sag an, wo ist dein Bruder Abel, Kain?

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*Der Samariter


Die alte Hand
Gleichst du nicht dem letzten Blatt der Linde,
Das, gehorsam ewigem Gebot,
Taubenetzt, erl�st vom Morgenwinde,
Sanft entschwebt ins Morgenrot?

Alte Hand, in Runenschrift und Falten
Steht dein Schicksal wie auf edlem Pergament -
Einmal hast du z�rtlich einen Rosenstrau� gehalten,
Wei�t du noch, wie Erdenliebe brennt?

Einmal zog durch das Ge�st der Adern
Roter Strom, der Hoffnungssegel trug -
Fr�stelnd ziehst du still nun, ohne Hadern,
Um die schmalen Schultern dir das warme Tuch.

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Vers�ume nicht
Vers�ume nicht, das Wort zu sagen,
Das Wort der Liebe, das dein Herz bewegt!
Wirfs in den Strom der Zeit, ohne zu fragen,
Zu welchen Ufern es die Welle tr�gt!

Fragt jener Eine, der den Horizonten
Den Morgenglanz, die Abendr�ten leiht,
Ob Dank ihm wird von denen, die sich sonnten
In seiner stets erneuten Freundlichkeit?

Du magst mit Fug den Tag verloren nennen,
Da Kargkheit Lippen dir und H�nde band.
La� hell dein Lieben durch die N�chte brennen!
So mancher friert im Dunkel, der den Weg nicht fand.

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Ich suche dich
Ich suche dich im Nebelland,
Im L�rm der bunten Gassen.
Ins Ungewisse greift die Hand,
Die Deine zu erfassen.

Und meines Herzens Rufen irrt
So zag in �der Runde,
Es wartet, ob ihm Antwort wird,
Geduldig Stund' um Stunde.

Der du mir so verborgen bist
Nach deinem Rat und Willen,
Gib mir die Kraft, die Wartefrist,
Die mir von dir verordnet ist,
Gehorsam zu erf�llen33;

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Du mu�t erst aus der Heimat gehn
Du mu�t erst aus der Heimat gehn,
Um ihr dein Herz zu schenken,
Mu�t ratlos in der Irre stehn,
Des Vaters zu gedenken.

Du mu�t erst leiden harten Frost,
Den warmen Herd zu sch�tzen,
Und dankbar nimmst du erst den Trost,
Wenn dich die Tr�nen netzen.

Nur wer die schwarzen N�chte kennt
Wird froh im Morgen stehen,
Wird beten, wenn das Fr�hrot brennt:
Ich kann das Licht noch sehen!

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Wenn eine Mutter schlafen geht
Wenn eine Mutter schlafen geht,
So g�nn ihr Rast und Ruh'!
Ihr Herzschlag sang von fr�h bis sp�t,
Sang fr�hlich, unverzagt und st�t,
Das eine W�rtlein: Du.

Das letzte Bett aus Brettern schlicht,
Von Blumen bunt umbl�ht,
Auf schwarzem Kleid die H�nde licht,
Der Mutter stilles Angesicht
Entr�ckt und erdenm�d'.

Du stehst erstarrt im stummen Leid
Und r�hrst nicht ihre Hand -
Sie sieht es nicht, dein schwarzes Kleid,
Sie h�rt dich nicht, sie ging so weit
Von dir in fremdes Land.

Ein Lied, im Raum der Zeit verweht,
Ein Lied voll Lieb und M�h -
Der Schnitter hat das Korn gem�ht -
Wenn eine Mutter schlafen geht,
So ist es stets zu fr�h.

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Allerseelen
Heimweh wirft die grauen Flore
In die lichtberaubte Welt,
Offen stehen dunkle Tore,
Die ein dunkler W�chter h�lt.

Hier im Marmor eingemei�elt
Nam' und Datum, goldgeschm�ckt -
Menschenherzen, leidgegei�elt,
Suchen, was sie einst begl�ckt.

Dort in trostlos fremder Ferne
Birkenkreuze ohne Zahl -
Sanftes Licht der hohen Sterne
Brennt im weiten Totensaal.

Kerzen brennen auf den H�geln,
Kerzen, die der Gram entfacht -
Nachtwind tr�gt auf dunklen Fl�geln,
Gnadentore zu entriegeln,
Rufe aus der Erdennacht.

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Ein wenig mehr
Ein wenig mehr gib deinem Alltag nun
An Liebe und an gutem Tun!
Das Dunkel steigt, so z�nde Licht um Licht,
Da� es den kurzen Tagen nicht an Glanz gebricht!
Ums Tannenkreuzlein winde Engelhaar,
Bedenke, was einst deine Kinderfreude war,
Auch sch�me dich des Rauschgoldengels nicht,
In steifen Kleiderfalten birgt er goldnes Licht.
Ein gutes Wort, selbst, wenn's kein Echo weckt,
Ein wenig liebevoller jeden Tisch gedeckt!
Geduld beim Einkauf sei dein Wechselgeld,
Und hinterm Steuer f�hl dich nicht als Herr der Welt,
Du magst die Vorfahrt haben, nun es sei,
La� ruhig den andern Eiligen vorbei.

Die alten Lieder aber von dem Kindlein in der Krippen,
Bewegen sollen sie dein Herz und nicht nur deine Lippen.
Den Pfad nach innen wandre, der ein Ziel nur kennt:
Ihn s�umen still die Wunder des Advent.

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Siehe, ich stehe vor der T�r
Ich steh' vor deiner T�r
In mancherlei Gestalt, Ich sa'g und klage dir,
Die Nacht ist schwarz und kalt.

Ich bin im Tannenreis -
Ich red' mit Kindermund
Zu dir, ich bin der Greis
Mit F��en m�d und wund.

Ich bin die Kreatur,
Betreut von deiner Hand,
Ich bin dein Alltag nur,
Den du so lang gekannt.

Verborgen gl�ht in dir
Alliebe, ew'ges Licht -
Ich steh vor deiner T�r,
Bis Schlo� und Riegel bricht.

Ich wandre weiter dann,
Wenn hell dein Lieben brennt -
Du z�nde selber an
die Lichter des Advent!

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Advent
Wenn der Acker seine Frucht getragen,
Wenn die Ernte in den Scheunen ruht,
Wenn nach rasch verklungnen tr�ben Tagen
Durch entlaubte Zweige rinnt die Abendglut,
Wenn aus grauen Wolkenweiten
Leicht die erste Flocke schwebt,
Dann erhebt sich, was seit fr�her Kindheit Zeiten
Tr�umend dir und mir im Herzen lebt.
Goldner Kerzenglanz von dunkelgr�nen Zweigen
Heimatlicher Tannen leuchtet durch die Nacht,
Und des Alltags Stimmen schweigen,
Seligferne Engelch�re sind erwacht.
Von den altersgrauen T�rmen,
Die der reine Schnee umstiebt,
Schwillt ein Glockenlied zu Jubelst�rmen:
also hat Gott Vater seine Welt geliebt!

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Weihnacht
Es stieben wei�e Flocken,
Es rauscht das d�rre Ried,
Und aller T�rme Glocken
Singen ein altes Lied.

Maria herzt ihr Kindlein
Nach ewigem M�tterbrauch,
Es flattern d�rftige Windlein
Drau�en am Dornenstrauch.

Joseph im grauen Barte
Samt Ochs und Eselein
Brummt in das liebe, zarte
Schlaflied behutsam ein,

Mit dem die Engel droben
Pausb�ckig vom br�chigen Dach
Den jungen K�nig loben
In Bethlehems �rmsten Gemach.

Wir sind zu klug geworden
F�r das alte, liebe Gedicht.
Drum suchen wir allerorten
Und finden das Kindlein nicht.

Mit l�chelnden Geb�rden
Hebt es das Fingerlein:
?Zu Kindern m��t ihr werden,
Dann kehr' ich bei euch ein.?

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Es kommt ein Schiff, geladen
bis an sein' h�chsten Bord
Ich lie� die lauten Gassen,
Trat durch das alte Tor,
Da dr�ngte breit und gelassen
Der Strom aus dem Dunkel hervor.

Entlaubte Weiden standen
In bleiche Nebel geh�llt,
Und ferne Sterne fanden
Im Strom ihr Spiegelbild.

So zieht der Strom der Zeiten,
Wei� nicht, wohin, woher -
Und alles Lieben, Leiden
Kennt keine Wiederkehr.

Doch eh' des Abends Trauer
Das Herz in Flore band,
Kann �ber Tor und Mauer
Der Glocke Sang ins Land.

Und unterm Abendl�uten
Zog still ein Schiff vorbei -
Ein Lied aus alten Zeiten
Will dir und mir bedeuten,
Da� Christ geboren sei.

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R�ckblick
Nun ging es hin, das alte Jahr,
Das einmal auch ein Neujahr war.
Es brachte dir Verlust, Gewinn,
Nicht immer war's nach deinem Sinn.
Doch wie es auch sein Wesen trieb,
Im Lauf der Monde ward dir's lieb.
Es schenkte dir mit leichter Hand
Den Blumenstrau� vom Wegesrand.
Es f�hrte dich an mancherlei,
An Wiege und an Grab vorbei.
Dem Irrlicht glich sein Treueschwur,
Im Sand verwehet seine Spur,
War Weggesell f�r kurze Frist,
Du mu�t es nehmen, wie es ist.
Was wei� es von Best�ndigkeit -
Ein Tropfen war's im Strom der Zeit.
Doch wenn es M�h und Arbeit war,
Dann war es gut, das alte Jahr.
Hat's dir ein K�rnlein Weisheit bracht,
Dann sag ihm dankbar Gute Nacht.

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Der Spielmann Gottes
Der Spielmann Gottes ist bestellt,
Des Herren Lob durch Tag und Nacht zu tragen,
Der Saitenklang, der von der Harfe Davids f�llt,
Ist st�rker als der Schwerter Aufeinanderschlagen.

Der Stein, von seiner Hirtenschleuder weit geschnellt,
Zerfiel zu Staub, von den Jahrtausenden zerfressen -
Das Lied, da� Gott der Hirte sei, steht in der Welt
Auf dunklem Grund in goldner Letter unvergessen.

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Weizenkorn
Furche um Furche zog der Pflug,
Dann war es genug,
Dann war es Zeit
Und der Acker bereit.

Loblied der Lerche, fromm und hold,
�ber den Schollen Sonnengold -
Aufleuchtend fliegt die Saat durch das Licht
Aus der Hand des S�manns und f�rchtet nicht
Das Dunkel, nun Scholle um Scholle sie deckt -
Gelobt sei der Tod, der erst Leben weckt!

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* Der Schmerzensmann


Als unser Herr im Garten ging
Seine sch�nen H�nde brachen das Brot,
Noch einmal den Seinen zu dienen -
Durch Fensterb�gen schwang Abendrot,
Der Wein ergl�nzte rubinen.
Dann sank die Nacht auf die Zinnen schwer,
Die letzte Nacht auf Erden -
Es bangten die J�nger verzweifelt: Wer
Wird sein Verr�ter werden?

Und als sie verlie�en das gastliche Haus,
In dem sie das Mahl gehalten,
Da sprang der Strum aus der Nacht heraus,
Er ri� an des Mantels Falten,
Zerri� das Gew�lk, bis des Mondes Licht
Sich fing in des Kidron Welle,
Die spiegelte sanft sein blasses Gesicht
An des �lbergs steiniger Schwelle.

Dumpf rauschten in Mitleid, Angst und Weh
In dunkler Abschiedsstunde
Die Wipfel im Garten Gethsemane -
Allein in Steinwurfs Runde
Stand unser Herr, wie Baum und Strauch
Verhaftet der Erde, dem Leben,
Erschauernd vor des Todes Hauch,
Und doch bereit, zu geben
Den Leib und das Werk in die Hand hinein,
Die ihm die Wege gewiesen -
Des �lbergs zerkl�fftetes Gestein
Sah blutige Tr�nen flie�en.
?Dein Wille geschehe!? - Die H�nde bleich
Erheben den Kelch zum Munde.

Da sinkt ein Glanz aus fernem Reich
In Nacht und Kelch und Wunde.
Schon m�hen Schergen sich zur H�h'
Mit Lampen, Schwertern und Stangen -
Auf dunklem Laub glei�t Mondenschnee -
Der Herr ist durch Gethsemane
An Gottes Hand gegangen.

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* Die Sonne verlor ihren Schein


* Mich d�rstet


Mein Gott, warum hast du mich verlassen
Es zieht der Reigen qualerf�llter Stunden
Gemess'nen Schrittes um das Kreuz auf Golgatha
Du stirbst, und du verblutest an der Menschheit Wunden,
Und dennoch ist dein Vater dir vertraut und nah.

Er half, in menschlicher Gestalt, das Kreuz dir tragen,
Er lie� den Kriegsknecht reichen dir den Essigschwamm,
Er gab dir Trostesworte f�r der Mutter Klagen,
Er gl�ttete mit seiner Hand den rauhen Kreuzesstamm.

Doch in der neunten Stunde sah er dich erblassen,
Da wandte er sein Angesicht in ew'gen Vaterleid -
Und als du riefst: Mein Gott hat mich verlassen!
Erschlo� er dir und mir das Tor zur Ewigkeit.

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Es ist vollbracht
Halte, Quell, dein Murmeln ein,
Nachtwind, birg dich in den Zweigen,
Bl�ten, neigt die H�uptlein fein,
V�gel, st�ret nicht das Schweigen!

Tropfe, Blut, nun f�rder nicht
Unter bittrer Dornenkrone -
Gott half aus der Nacht zum Licht
Seinem liebsten Menschensohne.

Ob der Vorhang auch zerrei�t,
Ob die Erde will erbeben,
frei von Fesseln darf der Geist
Nun in seiner Heimat leben.

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*)Erschienen in der Neuauflage Gethsemane G. Meyer's Taschenbuch Verlag

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